Entlarve emotionales Essen: Wie Du wieder in Kontakt mit Deinem Körper kommst
Bild von Natalie Bez
Kennst Du es? Du bist schon länger nicht so ganz zufrieden mit Deinem Körper und Du würdest gerne ein paar Kilos verlieren. Doch jedes Mal, wenn Du versuchst abzunehmen, macht Dir das Essen einen Strich durch die Rechnung.
Immer wenn Du Dir vornimmst, jetzt wieder weniger zu Essen, kommen Heisshungergefühle und Du beginnst zu Essen. Dabei artet es auch manchmal ganz schön aus. Du fühlst Dich danach schlecht und ekelst Dich vor Dir selbst. Du wirst dann auch wütend auf Dich. So beschliesst Du, am nächsten Tag wieder diszipliniert zu sein.
Ein ewiger Kreislauf von sich «zurücknehmen» und «ausser Kontrolle geraten» beginnt.
Wenn das nach Dir klingt, dann bist Du nicht allein. Ganz viele Personen sind davon betroffen. Doch lass uns mal über die Ursachen sprechen.
Die körperliche Ursache: Wenn wir beschliessen, auf Diät zu gehen und weniger zu Essen, geben wir unserem Körper in der Regel weniger Energie, als er eigentlich bräuchte. Dies führt dazu, dass der Körper auf seinen Energiereserven läuft und dadurch sein System runterfährt. Gleichzeitig schüttet der Körper Stresshormone aus, die uns auffordern sollen, auf Nahrungssuche zu gehen. So kommen auch die Essensgelüste oder der bekannte Heisshunger auf. Sobald Essen in Sicht ist, spüren wir den Impuls zuzuschlagen. Natürlich wollen wir dann v.a. Süsse oder sonst kaloriendichte Speisen, denn der Körper will möglichst schnell wieder zu Kalorien kommen (1).
Wenn wir diesem Impuls nun widerstehen wollen (z.B. während einer Diät), benötigen wir eine enorme Willenskraft. Auf Dauer ist es jedoch fast unmöglich, diese aufrecht zu halten, denn wir müssen ständig gegen unsere Natur kämpfen.
Die emotionale Ursache: Neben den Heisshungergefühlen essen wir oft auch aus anderen Gründen – nämlich aus emotionalen Gründen. V.a. zucker- und fettreiches Essen stimulieren unser Belohnungszentrum, so dass wir uns kurzfristig gut fühlen. Wenn wir nun aufgrund von Stress, Wut, Trauer oder Gefühlen von Einsamkeit oder gar nicht zuordnungsbaren Gefühlen essen, dann sprechen wir von emotionalem Essen (2).
Oft haben wir uns diese Belohnung schon seit einiger Zeit angewöhnt, so dass es für uns ganz normal ist, immer wieder mal Gelüste zu haben und etwas auch ohne richtigen Hunger zu essen.
Das Problem dabei ist, dass das eigentliche Bedürfnis unbeachtet bleibt. Mit dem Essen spenden wir uns einfach einen kurzen Trost (der leider nicht nachhaltig ist). Wenn das eigentliche Bedürfnis nicht richtig gesehen wird, wird es sich früher oder später wieder melden. Was dann oft passiert, ist, dass wieder einfach erneut zum Essen greifen.
Und was das ganze noch verstärkt: Wenn wir nun uns auf eine Diät begeben und uns damit einem zusätzlichen Stress aussetzen, wird der emotionale Hunger umso mehr verstärkt. Das bedeutet, die Gefahr, dass wir aus emotionalen Gründen essen, steigt (3).
Meistens sind wir uns auch gar nicht bewusst, wie oft wir eigentlich aus emotionalen Gründen essen und merken es erst dann, wenn wir all die kleinen «Trostspender» bewusst weglassen, dass etwas anderes in uns Aufmerksamkeit braucht (erfahre hier mehr darüber, was emotionales Essen überhaupt ist)
Du fragst Dich, was Du jetzt damit machen sollst?
Das Wichtigste ist als Erstes ein Verständnis für die verschiedenen Hungerarten zu bekommen & diese im Körper lernen wahrzunehmen.
Du kannst dazu diesen 5 Schritten folgen.
Sobald ein Essimpuls aufkommt, versuche Folgendes wahrzunehmen:
Wie fühlt sich der Ess-Impuls gerade an? (z.B. Energielosigkeit, Loch im Bauch, Stress)
Wo in Deinem Körper spürst Du es?
Wie stark ist es gerade?
Wie sind Deine Gefühle gerade?
Welche Gedanken gehen Dir dabei durch den Kopf?
Vielleicht kannst Du das, was Du wahrnimmst, zuordnen. Und wenn nicht, ist das auch okay. So oder so kannst Du Dich nun fragen: Was genau brauche ich jetzt gerade in dem Moment? Habe ich wirklich hunger? Dann stell Dir eine ausgewogene Mahlzeit oder Znüni zusammen. Ist es ein anderes Gefühl? Dann nimm das einfach mal wahr und beobachte Dich dabei.
Ess-Impulse zuzuordnen ist gar nicht immer so einfach. Oft haben oder nehmen wir uns hierfür auch nicht die Zeit. Ein regelmäßiges Einchecken mit Deinem Körper kann Dir helfen, Deine Körperwahrnehmung stetig zu stärken. Das braucht Zeit.
Du bist damit überfordert und Du hättest gerne Unterstützung?
Dann komm mit mir in ein gratis Vorgespräch - ganz unverbindlich.
Quellen:
(1) Hill, A. J. (2012). The psychology of food cravings. In K. D. Brownell & M. S. Gold, Food and addiction: A comprehensive handbook (pp. 226–230). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/med:psych/9780199738168.003.0034
(2) Macht, M. (2008). How emotions affect eating: a five-way model.
(3) Strien, T. (2018) Causes of Emotional Eating and Matched Treatment of Obesity. https://doi.org/10.1007/s11892-018-1000-x